DIE FRAU, DIE FARBTUPFER SETZT

„The Queen of Co-Creative Workshops” oder “Die Frau, die Farbtupfer setzt” – so wurde ich von meiner Kollegin Andrea Maria Bokler vor kurzem für ihre monatliche Knowledge Sharing Session angekündigt. Ihr Wunsch war, dass ich einfach mal „aus dem Nähkästchen plaudere“ wie ich so an das Design meiner Workshops herangehe.

Das war natürlich eine überraschende Verleihung von zwei Titeln, über die ich mich sehr gefreut habe – und es war eine gute Gelegenheit meinen kreativen Prozess zu reflektieren und zu visualisieren. Dabei herausgekommen sind meine 5 Tipps für’s kreative Workshopdesign – für Präsenz und Online.

TIPP 1 – UM WAS GEHT’S EIGENTLICH?

Jedes Workshopdesign startet mit einer guten Auftragsklärung. Um was geht es eigentlich? Was soll bzw. kann erreicht werden? Dafür nutze ich gerne 3 Filter, um die Workshop Ziele zu „sortieren“.

INFORM – Welches Informationsziel haben wir? Was sollen die Teilnehmer*innen nach dem Workshop wissen?

ENABLE – Was ist unser Befähigungsziel? Welche neuen Kompetenzen und Fähigkeiten sollen die Teilnehmer*innen im Workshop erlernen? Was sollen sie danach können?

MOBILISE – Welches Motivationsziel haben wir? Mit welcher Begeisterung sollen die Teilnehmer*innen aus dem Workshop rausgehen? Welcher Funke soll überspringen?

Oft sind diese Ziele am Anfang noch diffus oder es gibt einen „Ziel-Kuddelmuddel“. Miteinander zu klären, „um was es eigentlich geht“ und auch Erwartungen zu überpüfen, welche Ziele realistisch sind, ist daher der erste wichtige Schritt.

TIPP 2 – WIE ENSTEHT DAS BILD IM KOPF?

Danach startet mein kreativer Prozess – und das Bild zum Workshop nimmt Gestalt an. Für jeden Workshop suche ich ein treffendes Key Visual und ein inspirierendes Motto.

Das sind meine visuellen Anker, die das ganze Design und die detaillierte Workshop Ausgestaltung leiten. Ganz praktisch schaue ich mich einfach um, was mich so inspiriert. Ein Bild, ein Gegenstand, ein Artikel, ein Buch… Sehr gerne „surfe“ ich bei Pixabay vorbei und stöbere in der Bilddatenbank.

Dann wähle ich 2-3 Bilder aus, die ich mit meiner Auftraggeber*in reflektiere und gemeinsam entscheiden wir, welches Bild „treffend“ ist und wie das Workshop Motto dazu lauten kann. So entsteht für mich ein erstes visuelles Big Picture und eine Gestalt für den Workshop, aus der sich alles andere ergibt. Dieses Key Visual taucht dann als visueller roter Faden im ganzen Workshop auf.

TIPP 3 – WIE WIRD’S AUTHENTISCH?

Im nächsten Schritt geht es darum die passenden Methoden und Tools für den Workshop Prozess auszuwählen. Da ich selbst gerne haptisch und visuell arbeite, ist das „Erleben & Begreifen“ ein Designprinzip in meinen Workshops. Wie können wir es sichtbar, erlebbar, fühlbar machen? Gleichwohl muss der methodische „Dreiklang“ passen.

  1. Zielgruppe: Passt die Methode zur Zielgruppe bzw. in das Setting?
  2. Thema: Passt die Methode zum Thema, wirkt sie unterstützend?
  3. Moderation: Passt die Methode zu mir und meiner Co-Moderation?

Meine Erfahrung ist, dass es Methoden gibt, die ich mag und Methoden, die ich gar nicht mag. Daher gilt für mich immer „take your own medicine!“ Sicher gibt es immer ein erstes Mal, um eine Methode auszuprobieren – aber idealerweise habe ich sie vorher selbst erlebt und meine persönlichen Erfahrungen gemacht. Auch deshalb gehe ich so gerne zu Methodenworkshops bei Kolleginnen und Kollegen.

TIPP 4 – WAS BRAUCHT’S AN HANDWERK & HAPTIK?

Ein guter Workshop lebt von einer guten Vorbereitung. Deshalb geht’s danach ans Handwerk – und dabei gehe ich vom „Groben zum Feinen“.

Zunächst entwickle ich den „roten Faden“ für den Workshop. Aus welchen Bausteinen – abgeleitet aus den Zielen – setzt sich der Workshop zusammen? Wie sieht die Dramaturgie aus? Was ist das Herzstück des Workshops?

Wenn das sortiert ist, geht es daran das detaillierte Workshopdesign zu entwickeln. Ganz klassisch eine Tabelle, in der Zeiten, Ziele, Vorgehen, Materialien und Verantwortlichkeiten je Baustein ausgearbeitet werden.

Und zum Abschluss wird es dann haptisch – welche „Gadgets“ gibt es im Workshop? Welche Accessoires habe ich dabei? Zum Beispiel meinen Plüsch ELMO als Timekeeper (Enough Let’s Move On) Was sollen die Teilnehmer*innen „mitnehmen“ als Erinnerung an einen gelungenen Workshop?

Die Haptik lässt sich auch wunderbar in der Online Welt realisieren. Bei meinem Online Sketchnoting Workshop erhalten alle Teilnehmer*innen vorab ein Starter-Kit per Post. Das steigert die Vorfreude und macht Laune auf den Workshop.

Ich gebe zu, dass mir die Auswahl der passenden „Gadget“ großen Spaß macht… ?

TIPP 5 – WAS MACHE ICH NEU?

Innovation und kontinuierliche Entwicklung liegen mir am Herzen. Daher habe für jeden Workshop eine kleine „challenge“, die lautet „Was ist meine Innovation bei diesem Workshop?“ Etwas Neues auszuprobieren im Kleinen oder im Großen. Eine neue Check In Frage, eine neue Aktivität, eine neue Methode – einfach mal Machen!

Und dann heißt es sich gut mental auf den Workshop einzustimmen. Was brauche ich vorab, damit ich in meiner Moderationsrolle präsent bin? Da hat sicher jeder so seine eigenen Rezepte. Mir hilft ein kleiner Moment der Ruhe bevor es los geht.

Von meinem Kollegen Thomas Wetzel habe ich zwei Fragen übernommen, die ich mir vor jedem Workshop stelle.

  1. Worauf freue ich mich?
  2. Worauf können sich meine Teilnehmer*innen freuen?

Diese Fragen zaubern mir immer ein Lächeln ins Gesicht – denn bei jedem Workshop gibt es für mich etwas, worauf ich mich freue. Mit dieser positiven Haltung lässt es sich gut starten.

MEINE QUINTESSENZ FÜR KREATIVES WORKSHOPDESIGN

Ob ich tatsächlich „The Queen of creative Workshop Design“ bin, mag ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass diese 5 Tipps für’s Workshopdesign für mich gute Leitplanken sind, um mit Freude und Begeisterung „meinen Job“ zu machen und Farbtupfer zu setzen.

Das schönste Feedback ist dann, wenn meine Teilnehmer*innen das auch so erleben und mir sagen „das war wirklich toll und hat uns weitergebracht“.

Nach dem Workshop ist bekanntlich vor dem Workshop – ganz egal ob analog oder digital. Was möchten Sie sich für Ihren nächsten Workshop vornehmen? Wie werden Sie Ihre Kreativität leben?

Und vielleicht inspiriert Sie bei Ihrer Vorbereitung auch folgendes Zitat von Gerhard Uhlenbruck: „Kreativität ist, wenn einem bei dem, was einem auffällt, etwas einfällt.“