AM ANFANG STEHT DIE CHANGE STORY…

„If you can‘t communicate the vision to someone in 5 minutes or less and get a reaction that signifies both understanding and interest – you are not done.“ Diese Aussage von John P. Kotter – dem “Godfather of Change” bringt es auf den Punkt.

Menschen lieben Geschichten. Das gilt auch oder insbesondere im Change. Wir alle wollen verstehen, warum wir uns auf den Weg machen sollen, wie das Ziel und der Weg dorthin aussieht und was wir davon haben. Ganz egal um welche Veränderung es dabei geht – ein neuer Prozess, eine veränderte Organisation, andere Werkzeuge.

Für mich ist die Entwicklung einer überzeugenden und authentischen Change Story daher immer die erste zentrale Aufgabe in Veränderungsprozessen.

Wie ich dabei vorgehe und welche Kraft eine visuelle Change Story entfalten kann, beschreibe ich in diesem Blog.

DIE WICHTIGSTEN ZUTATEN FÜR EINE GUTE CHANGE STORY

Eine gute Change Story besteht im wesentlichen aus 4 Zutaten:

  1. Need for Change – Warum machen wir diese Veränderung?
  2. Vision for Change – Wie sieht das Ziel(bild) für diese Veränderung aus?
  3. Roadmap for Change – Wie kommen wir von A nach B?
  4. Benefits of the Change – Was habe ich persönlich von dieser Veränderung?

Soweit so gut – das sind doch “Zutaten”, die man in der Regel parat hat. Die Herausforderung besteht jedoch darin, diese 4 Aspekte der Change Story kompakt und überzeugend zu formulieren – und zu visualisieren.

Unser Ziel ist es, Menschen innerhalb von “5 minutes or less” mit unserer Change Story abzuholen und Interesse zu wecken.

In einer Welt von Powerpoint passiert es häufig, dass Change Storys zu umfangreich und detailliert werden – und damit die Menschen, die abgeholt werden sollen, eher erschlagen.

In der Beratungsarbeit mit meinen Kundinnen und Kunden, ermuntere ich daher immer dazu,
die 4 Zutaten der Change Story auch wirklich nur auf 4 Folien bzw. Bildern zu verdichten.

Dazu braucht es einen Dialogprozess, in dem wir die Essenzen der Change Story herausarbeiten und das Wesentliche fokussieren. Dies ist in der Regel ein ganz zentraler Verdichtungsschritt für die Führungskräfte und das Team, das für den Change verantwortlich ist. Hier werden “Wort und Bild” auf den Punkt gebracht, so dass hinterher alle “mit einer Sprache” über den Change sprechen.

WELCHE FRAGEN BEANTWORTEN WIR MIT DER CHANGE STORY?

Für diesen Dialogprozess nutze ich einige Leitfragen, um zunächst die wesentlichen Inhalte der Change Story zu skizzieren – und im nächsten Schritt zu visualisieren.

NEED FOR CHANGE

  • Warum wollen oder müssen wir uns verändern?
  • Was sind die Gründe und Chancen für diese Veränderung?
  • Wie passt diese Veränderung in unsere Strategie?
  • Wer will diese Veränderung?
  • Warum brauchen wir diese Veränderung jetzt?

VISION FOR CHANGE

  • Was ist das Ziel(-bild) dieser Veränderung?
  • Was wird sich zum Positiven verändern?
  • Was genau wird sich verändern? Welchen Fokus setzen wir?
  • Was wird sich verändern? Was wird gleich bleiben?
  • Wie wird es aussehen und sich anfühlen?

ROADMAP FOR CHANGE

  • Wie sieht unser Vorgehen und unsere Zeitplanung aus?
  • Welche Handlungsfelder und Arbeitspakete wird es geben?
  • Wie genau werden wir uns verändern?
  • Was wird wann passieren, was sind die nächsten Schritte?
  • Warum gehen wir so vor?

BENEFITS OF THE CHANGE

  • Wer ist wie stark betroffen?
  • Wer wird sich wie verändern? Funktionen, Rollen, Verantwortlichkeiten?
  • Was werden die Vorteile für Einzelne und Gruppen sein?
  • Welche Nachteile gibt es? Wie werden sie adressiert?
  • Wie werden Einzelne und Gruppen eingebunden und unterstützt?

Und so kann eine „fertige“ Change Story dann im Sketchnoting Stil aussehen:

WIE KANN ICH MIT DER CHANGE STORY ARBEITEN?

Wenn das erste Bild dann da ist, empfehle ich immer, direkt einige „Testrunden“ mit der Change Story zu drehen. An welchen Stellen bleibe ich „hängen“, wenn ich die Story vorstelle? Wo runzeln meine Zuhörer:innen die Stirn? Was fehlt noch in der Story? Was löst Begeisterung aus?

Dann gibt es gegebenenfalls noch Anpassungsschleifen.

Es geht darum mit der Change Story Menschen abzuholen und Interesse zu wecken. Sie eignet sich als Dialoginstrument im direkten Gespräch oder auch als visueller Anker in der analogen und digitalen Change Kommunikation.

Ob als Key Visual auf Share Point, als Handout im Teammeeting, als Briefing Unterlage im Stakeholder Gespräch – die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig.

Im Projektbeispiel wird die Change Story auf dem Projekt Sharepoint zum Einstieg und zur Orientierung genutzt. Sie kommt auch regelmäßig in Stakeholder Meetings zum Einsatz, wenn es wichtig ist, kurz und knapp zu erklären „Um was geht’s in dieser Veränderung eigentlich?“

BRINGEN SIE IHRE CHANGE STORY AUF DEN PUNKT

Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind, eine richtig gute Change Story zu erzählen, kennen Sie nun die wichtigsten Zutaten.

Lang(-atmige) Storys zu erzählen ist leicht, kurzweilige Storys zu erzählen bedarf einer gewissen Vorbereitung. Nehmen Sie sich die Zeit anhand der Leitfragen Ihre Change Story auf den Punkt zu bringen und würzen Sie sie mit guten Bildern, die neugierig machen und Emotionen auslösen.

Und vielleicht inspiriert Sie dabei ja auch folgendes Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: „Ich schreibe dir einen langen Brief, weil ich keine Zeit habe, einen kurzen zu schreiben.“