GET CONNECTED – Als Team in Verbindung kommen
Wie können wir als Team gut in Verbindung kommen? Was ist uns allen im Kern wichtig? Wie zeigt sich das in der Art und Weise wie wir Aufgaben verteilen, Meetings machen, miteinander kommunizieren?
Ganz egal ob man als Team schon länger gemeinsam unterwegs ist oder sich gerade neu findet. Es ist essentiell, Bedürfnisse und Erwartungen an die Zusammenarbeit zu reflektieren und darüber zu sprechen. Denn allzu oft entstehen Irritationen und Spannungen, weil wir annehmen, dass den Kolleg:innen vielleicht das gleiche wichtig ist wie uns selbst.
Um Teams dabei zu unterstützen, in eine wertvolle und wertschöpfende Verbindung zu kommen, nutze ich immer wieder gerne das Methodenbuch „GET CONNECTED“. Dieses Buch eines internationalen Berater:innen Teams, haben wir 2018 in einer Gemeinschaftsaktion mit Kolleg:innen übersetzt, so dass es auch in deutscher Sprache verfügbar ist.
In diesem Blog möchte ich Euch eine meiner Lieblingsübungen aus „GET CONNECTED“ vorstellen.
WERTE UND VERHALTEN IM TEAM – Was ist uns gemeinsam wichtig?
Was ist uns als Team gemeinsam wichtig und wie zeigt sich das in unserem täglichen Miteinander? Diese zentrale Frage geht allzu oft im Tagesgeschäft unter und „ploppt“ meistens dann hoch, wenn Irritationen und Konflikte auftreten.
Für eine konstruktive Zusammenarbeit ist es zentral, dass wir wissen, was uns im Kern verbindet und was das Fundament unseres Miteinanders ist.
Mit der methodischen Anleitung „Kernwerte und erwünschtes Verhalten im Team“ (Seite 125 ff in GET CONNECTED) können Teams dies im Dialog erarbeiten. Im Buch gibt es dazu eine detaillierte Schritt für Schritt Anleitung, die dabei hilft, diese Übung eigenständig umzusetzen.
Wenn ich diesen Prozess moderiere, gehe ich so vor:
Schritt 1 – Einzelreflexion der Teamwerte
Zunächst bitte ich alle Personen im Team, mit Hilfe des Arbeitsblattes, ihre Top 3 Werte für „Zusammenarbeit“ auszuwählen und Sie zu reflektieren. Dabei dienen die Werte auf der Liste zur Inspiration, haben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielen Menschen fällt es leichter, einen Wert auszuwählen anstatt „auf der grünen Wiese“ zu starten. Nach Auswahl der persönlichen Top 3 Werte, geht es darum zu beschreiben, warum mir dieser Wert wichtig ist und wie dieser Wert sich in meinem Verhalten zeigt.
Schritt 2 – Austausch im Tandem / Quartett zu Teamwerten
Im nächsten Schritt lasse ich die Menschen in Tandems zusammen zu kommen und sich über ihre Top 3 Werte auszutauschen. Warum ist mir das wichtig? Was ist meine Haltung zu diesem Wert? Dabei entstehen oft sehr intensive und berührende Gespräche – und wertvolle Gemeinsamkeiten werden entdeckt. Manchmal verbirgt sich hinter dem „gleichen Wert“ eine andere Haltung. Und manchmal zeigen sich in unterschiedlichen Werten, ähnliche Bedürfnisse für die Zusammenarbeit. Je nach Größe des Teams, bitte ich die Menschen dann im nächsten Schritt als Quartett zusammen zu kommen und sich in dieser Runde zu ihren Werten auszutauschen.
Schritt 3 – Teamwerte sichtbar machen
Hier geht es nun darum die Vielfalt der individuellen Werte im Team sichtbar zu machen. Je nach Größe des Teams unterstütze ich diesen Prozess so:
In kleineren Teams bis zu 8 Personen, habe ich meist ein „Werte Rad“ vorbereitet. Auf einem Flipchart oder auf dem digitalen Whiteboard, gibt es ein „Kuchenstück“ für jedes Teammitglied, in dem die persönlichen Werte eingetragen werden können. Somit werden die individuellen Werte im Team für alle sichtbar. Damit schaffen wir Verbindung und Anknüpfungspunkte. Dann lasse ich das Team ganz in Ruhe das „Werte Rad“ betrachten. Und in den meisten Fällen ergibt sich dann ein sehr organischer Dialog dazu, welche 3-5 Werte als verbindendes Element in der Mitte stehen sollen.
In größeren Teams, nutze ich gerne Word Clouds oder Abstimmungsverfahren, um die Vielfalt der Teamwerte sichtbar zu machen. Auch damit lassen sich verbindende Werte gut herausarbeiten.
Schritt 4 – Teamwerte mit Leben füllen, Teamkultur gestalten
Nachdem das Team für sich seine „Kernwerte“ gewählt hat, wollen wir diese Werte mit Leben füllen und möglichst konkret beschreiben, wie sich dies im Verhalten des Teams nach innen und nach außen zeigt. Dabei empfehle ich den Teams, sich auf 3-5 Werte zu fokussieren. Alle guten Dinge sind 3 und 5 kann man noch an einer Hand abzählen. Es bringt aus meiner Erfahrung nichts eine große „Werte Liste“ zu verabschieden, an die sich dann keiner mehr erinnern kann. Hier reflektiert und beantwortet das Team zu jedem Wert folgende Fragen:
- DEFINITION: Wie definieren WIR diesen Wert?
- KULTUR: Wie zeigt sich dieser Wert in unserem VERHALTEN im besten Fall?
- AKTION: Mit welchen Maßnahmen können wir diesen Wert entwickeln? Ich persönlich, wir im Team, in der Organisation?
Und da ich gerne visuell und haptisch arbeite, ermuntere ich die Teams zu jedem Wert ein Symbol oder Bild zu wählen.
Zum Abschluss bitte ich das Team noch in eine Metareflexion zu gehen. Wie habt ihr diesen Prozess erlebt? Welche Erkenntnisse und Erfahrungen nehmt Ihr aus dieser Übung mit? Was war besonders wertvoll für Euch?
TEAMWERTE IN AKTION – immer mal wieder drauf schauen
Es gibt einige Werte, die für Teams über einen langen Zeitraum zu stabilen Ankern werden. Andere Werte und damit einhergehendes Verhalten sind vielleicht in bestimmten Phasen wichtig. Das können Wendepunkte oder Veränderungen im Team sein. Auf jeden Fall ist es sinnvoll und wertvoll, immer mal wieder gemeinsam auf die Werte zu schauen. Passt das so noch? Oder haben sich unsere Werte verändert? Brauchen wir vielleicht andere Beschreibungen für einen Wert?
Im täglichen Miteinander können die Werte ganz praktisch mit Leben gefüllt werden, in dem wir sie auch als Verhaltensanker in unseren Meetings und Gesprächen nutzen. Wenn uns der Wert „Transparenz“ wichtig ist – wie haben wir diesen heute in unserer Teambesprechung gelebt?
Und vielleicht hilft Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Teamwerte ja auch folgender Gedanke von Florian Rustler – dem Autor von „Werkzeuge für großartige Meetings“ – Eine Kultur verändern wir „Meeting für Meeting“.